Jürg Halter: «Die Linke verrät ihre eigenen Werte», Feusi Fédéral, Ep. 170

Shownotes

«Der Druck, dass man in eine Schublade passt, hat zugenommen», sagt Jürg Halter. Das habe mit der Digitalisierung zu tun, aber auch mit dem Kulturbetrieb an sich. Bei jüngeren Schriftstellern stehe die Ich-Perspektive im Vordergrund. «Das reicht dann für ein Buch über die eigene Biografie und dann ist fertig», findet Halter. «Man ist nicht fähig, über sich hinauszudenken.»

Und es gebe viel zu viel aktivistische Kunst, in der es nur darum gehe, eine politische Botschaft zu platzieren. «Es passiert keine Übersetzung oder intellektuelle Mehrleistung.»

Kritik an der Identitätspolitik «Die Kunst hat sich gegen den Individualismus entwickelt», kritisiert Halter. Die Kultur habe sich der Identitätspolitik zur Verfügung gestellt. «Das wofür man nichts kann, das Geschlecht, die Herkunft, die sexuelle Orientierung, ist ins Zentrum gerückt.» Das sei auch in die Förderbedingungen im Kulturbetrieb eingeflossen.

Damit werde rechte Identitätspolitik umgekehrt und von links übernommen, warnt Halter. «Ich habe das Gefühl, dass diese Entwicklung kontraproduktiv ist, weil sie wiederum zu Ausschluss führt, da sie das Trennende betont und nicht das Gemeinsame.»

Selbstzensur im Kulturbetrieb Jürg Halter kritisiert dies seit Jahren ebenso deutlich wie differenziert. Er hat Anfeindungen aus dem Kulturbetrieb erlebt, weil er nicht nur rechte Positionen kritisiert, sondern auch auf linke Widersprüche aufmerksam gemacht hat. Viele im linken Spektrum sähen das genau so wie er, würden sich aber nicht getrauen, sich zu äussern. «Es gibt Selbstzensur, einerseits aus Angst, andererseits aus Bequemlichkeit», findet Halter.

Verteidiger der liberalen Demokratie Seit er sich in der Jugend mit dem Zweiten Weltkrieg auseinander gesetzt habe, hege er eine extreme Abneigungen gegen Ideologien. «Je zugespitzter eine Ideologie, je absolutistischer, desto gefährlicher wird es.» Er sieht sich als Verteidiger der von rechts wie links gefährdeten «liberalen Demokratie». Die Linke sei drauf und dran, die Grundwerte der Aufklärung zu verraten. Besonders weil sie zum neuen Antisemitismus gegen die am meisten bedrohte Minderheit, den Juden, schweige. Die Verharmlosung des Islamismus habe eine lange Geschichte innerhalb der Linken. «Ich weiss gar nicht, wie man es in seinem Kopf schafft, die eigenen Werte komplett zu verraten.»

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