Feusi Fédéral Ep. 18 mit Reiner Eichenberger: «Länger arbeiten muss sich lohnen»
Shownotes
«Das Problem der Altersvorsorge ist nicht das, was heute im Parlament diskutiert wird», findet er. Eichenberger macht eine einfache Rechnung. «Die Menschen leben länger und deshalb konsumieren sie mehr», sagt er. «Darum brauchen wir mehr Leute, die arbeiten.» Das heisst, die Schweiz müsste die Leute in den Arbeitsmarkt integrieren, statt aussondern. Das Herumschieben des Rentenalters löse das Problem nicht.
Die richtigen Anreize setzen «Wenn die Leute länger arbeiten sollen, dann muss man die richtigen Anreize setzen», findet Eichenberger. «Die Alten arbeiten heute nicht länger, weil sie nach Strich und Faden betrogen werden.» Wer weiter arbeite, zahle wegen der Progression unverhältnismässig mehr Steuern – und der Zuschlag auf die Rente lohne sich erst, wenn er älter als 86 Jahre werde. «Das ist doch Quatsch!»
In Eichenbergers Vorschlag könnte jeder sein eigenes Referenzalter für sich festlegen. Wer einen Aufschub zum allgemein geltenden Rentenalter machen würde, hätte schon vorher einen Nachlass bei den Beitragssätzen und nach 65 eine Erleichterung bei den Steuern.
Staat hat Geld eingesteckt Aber wie geht diese Rechnung für die AHV auf? «Wenn Leute länger arbeiten, dann zahlen sie nicht nur mehr in die AHV, sondern auch mehr Steuern.» Bis jetzt habe dieses Geld der Staat, zum Beispiel bei der Erhöhung des Frauenrentenalters von 62 auf 64, einfach eingesteckt. Dabei gehöre es der AHV.
Eine vernünftige Rentenreform hat deshalb für Eichenberger drei Teile: Erstens ein freiwilliges Aufschubmodell mit Sofortgratifikation, zweitens wer immer noch arbeitet, sollte einen Steuernachlass auf der Einkommenssteuer erhalten, drittens soll das Geld, das via Steuern zusätzlich zum Staat fliesst der AHV zugutekommen. Das würde die AHV und die berufliche Vorsorge stabilisieren, wovon auch jene profitierten, die weiterhin mit 65 in Rente gehen würden.
Arbeiten wird attraktiv Arbeiten über 65 werde dann plötzlich attraktiv. «Dank der Entlastung haben die Arbeitnehmer netto mehr als vorher und die AHV bekommt auch mehr», hat Eichenberger berechnet. Firmen würden dann reagieren und flexible Modelle entwickeln, um ihre Arbeitnehmer zu behalten und in sie zu investieren. Die Folge wäre ein Wachstumsschub. «Je mehr Alte arbeiten, desto mehr Arbeitsplätze gibt es für Junge.
Aber gibt es diese Stellen überhaupt? Eichenberger ist davon überzeugt. das Problem der Sechzigjährigen, die sich bewerben müssten, sei heute die fixe «Restlaufzeit». Das mache diese Bewerber unattraktiv für die Unternehmen. In seinem Modell wäre das nicht mehr der Fall.
Gegen Rentenaltererhöhung Die Alternative sei eine immer wiederkehrende Rentenaltererhöhung. Eichenberger findet das aber keine gute Idee: «Das ist eine Rentenkürzung für jene, die es trifft», sagt er. «Das ist ein Zwangsmodell.» Und vor allem: Die Erhöhung des Rentenalters löse das Problem der falschen Anreize nicht. «Es gibt Leute, die topfit sind, aber die nicht arbeiten, weil es sich wegen der hohen Steuern und abgaben nicht lohnt.»
Bei seinem Modell wäre alles freiwillig. Gleichzeitig wäre es mit einer Rentenaltererhöhung auf 65 Jahre für beide Geschlechter wie jetzt vom Nationalrat vorgeschlagen kombinierbar.
«Wir sollten nicht mit Zwang und Subventionen arbeiten, sondern erkennen, wo die Behinderungen für die Menschen sind», sagt Eichenberger. «Arbeit ist nicht Sünde und Last, sehr viele Leute arbeiten mit Lust und Freude, das sollten wir ermöglichen statt behindern.»
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