Ruedi Heim: «Ostern ist für viele ein X-Large-Weekend – für mich ist es mehr», Ep. 50
Shownotes
Nur noch wenige Leute gehen an Ostern in die Kirche, nur wenige wissen wirklich, was das Fest bedeutet. Ruedi Heim ist sich dessen bewusst: «Für viele Leute ist es ein X-Large-Weekend mit Osterbrunch, für uns ist es der Kern, das Zentrum des christlichen Glaubens.» Ostern gehe jede und jeden etwas an, weil es um die Frage des Lebens, des Sterbens gehe und darum, was danach komme. Mit diesen Bildern aus der Ukraine sei Ostern dieses Jahr spezieller als sonst.
«Das Thema von Tod betrifft uns alle irgendwann», sagt Heim. Er merke das bei der Begleitung von Sterbenden. «Niemand schläft einfach ein, für die Meisten ist es ein Chrampf, auch für die Angehörigen, die das kürzer oder länger aushalten müssen.» Was nach dem Sterben komme, das sei eine Hoffnung und eine Überzeugung. «Und das nennen wir dann Ostern.» Auch junge Leute hätten diese Fragen, zum Beispiel wenn nahe Verwandte gestorben seien. «Wenn Jugendliche mich nach meinem grössten Wunsch fragen, dann sage ich, dass ich in den Himmel kommen möchte», erzählt Heim, «und schon sind wir mitten in der Frage nach Tod und Auferstehung.»
Viele erleben die Kirche vorwiegend über die Missbrauchsskandale und haben den Eindruck, dass dies einfach nicht aufhört. Was ist das tiefer liegende Problem?
«Man hat den Opfern nicht geglaubt und die Institution durch alle Böden hindurch schützen wollen.» In der Schweiz sei die Kirche seit zehn Jahren an der Aufarbeitung. Heim anerkennt, dass es strukturelle Probleme gebe. «Die Zölibatsverpflichtung zieht Männer an, die mit ihrer Sexualität nicht wissen, wo sie stehen und meinen das meinen ausleben zu können und es auch gemacht und ihre Stellung ausgenützt haben.» Nur wenn alles auf den Tisch komme, aufgeklärt werde und Wiedergutmachung geleistet werde, nur dann könne die Kirche weiter bestehen. «Die Kirche hat Verantwortung, weil sie unsäglich Schuld auf sich geladen hat.»
In der Politik hat man die Kirche hauptsächlich durch die Kampagne für die Konzernverantwortungsinitiative wahrgenommen. Ist das richtig, dass sich die Kirche so für ein Anliegen einspannen lässt? Nicht die Landeskirchen hätten Kampagnen gemacht, betont Heim, sondern einzelne Personen darin. Die Landeskirche habe kein Geld für den Abstimmungskampf bezahlt. Als Katholik habe man für oder gegen die Initiative sein können.
Gleichzeitig findet Heim, die Kirche dürfe nicht nur der «Schlagrahm» bei Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen sein. «Die Kirche muss ihre Stimme erheben, wo Unrecht auf Kosten der Schwachen und Ärmsten geschieht.» Ob sie etwas konkret zu Abstimmungen sagen soll, das sei viel heikler. Bei der Konzernverantwortungsinitiative sei das möglicherweise einseitig wahrgenommen worden.
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