Kathrin Bertschy: «Ich will Frauenkarrieren, nicht staubsaugende Männer», Ep. 60

Shownotes

Das Parlament hat in der Sommersession Gelder in Milliardenhöhe gesprochen. Was sagt Kathrin Bertschy dazu? «Es war eine teure Session, das Geld wird unterschiedlich sinnvoll eingesetzt.» Die Subventionen im Gegenvorschlag zur Gletscherinitiative befürwortet Bertschy. «Nach dem Nein zum CO₂-Gesetz brauchen wir dringend einen neuen Weg.» Den habe man gefunden, leider laufe er wieder über Subventionen.

Massnahmen im Klimaschutz reichen nicht Bertschy befürchtet einen Mitnahmeeffekt. «Es ist Staatsetatismus, was ich nicht super finde. Es ist aber wichtig, dass wir vorwärts kommen.» Die beschlossenen Massnahmen würden nicht reichen, um die im Gesetz festgelegten Ziele zu erreichen. «Es gibt keinen anderen Weg, als CO₂ zu bepreisen und externe Kosten zu internalisieren, im Moment ist er noch nicht mehrheitsfähig.» Die «Budgeterhöhung auf Vorrat» für die Armee mache hingegen weniger Sinn. «Ich hoffe, das Geld wird es gar nicht brauchen.» Man sei nun geneigt, voreilig in die Armee zu investieren.

Bertschy setzt sich für die Abschaffung der Verrechnungssteuer auf inländischen Obligationen ein. Die Vorlage kommt im Herbst an die Urne. «Die Gegner argumentieren mit Steuerausfällen, aber diese Vorlage ist ganz anders gelagert», findet Bertschy. Zudem würden insbesondere Städte, Gemeinden und Körperschaften mit tieferen Zinsen von der Vorlage profitieren. «Das heisst, auch die Steuerzahler werden entlastet.»

Die Kampagne der Gegner behauptet, dass nur Oligarchen, Konzerne und Steuerkriminelle profitierten würden. Was sagt sie dazu? «Wenn man erklärt, dass die öffentliche Hand profitiert, dann haben wir eine andere Ausgangslage», entgegnet Bertschy. «Journalisten fokussieren einseitig auf die Ausfälle und nicht auf die möglichen neuen Einnahmen.»

Gleiches Ausfallrisiko für Männer Kathrin Bertschy befürwortet die Einführung einer Elternzeit. Sie betont allerdings, dass die Elternzeit nur für Paare eingeführt werden soll, die beide arbeiten. «Es geht darum, dass Frauen nach der Mutterschaft wieder in hohen Pensen einsteigen.» Dazu brauche es die Unterstützung auch der Väter. Mit der heutigen Regelung von 14 Wochen Mutterschaftsurlaub für die Frauen und zwei Wochen für die Männer schreibe der Gesetzgeber eine Rollenteilung vor, kritisiert Bertschy. «Ich will faire Chancen und das braucht ein gleiches Ausfallrisiko für Männer und Frauen. Es ist ein liberales Konzept, dass beide Geschlechter zur Verantwortung gezogen werden.» Aber Elternzeit gebe es nur, wenn die Frau erwerbstätig bleibe. Es gehe nicht darum, die Männer zum staubsaugen zu zwingen, sondern den Frauen die Karriere zu ermöglichen.

«Kinderbetreuung ist staatliche Infrastruktur» Steuerliche Fehlanreize will Bertschy mit der Individualbesteuerung beseitigen. «Natürlich könnte man auch die Progression abflachen, aber das dürfte nicht mehrheitsfähig sein» findet die Ökonomin. «Ich bin für eine starke Progression, wenn man nicht gleichzeitig überall einkommensabhängige Tarife festlegt.» Daraus ergäben sich die negativen Anreize insbesondere für Zweitverdiener, eine Arbeit aufzunehmen. Dazu gehört für Berstchy auch eine Subventionierung der Kinderbetreuung. Das seit Teil der Infrastruktur. «Genau wie man Strassenbau finanzieren muss, müssen wir Kinderbetreuung gemeinsam finanzieren.» Im Unterschied zur SP wolle sie aber keine Gratis-Kitas und auch diese Unterstützung sei an die Erwerbstätigkeit zu koppeln.

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